Imkerei Meier
In meinem Heimatdorf gab es eine große Gärtnerei mit Gebäuden, die etwa um 1900 errichtet wurden. In einer abgelegenen Ecke dieser Gärtnerei stand auch ein Bienenhaus aus dieser Zeit. Es war ein sechseckiger (wie eine Bienenwabe) mit Schilf (Reet) gedeckter Backsteinbau. Die Fluglöcher der Bienen waren farbig gestrichen und das Häuschen und das Summen der Bienen übte damals auf mich eine große Faszination aus, zumal uns Kindern der Aufenthalt im Bereich des Bienenhauses strikt untersagt war.
Bei meinen späteren Besuchen sah ich immer wieder nach diesem Haus und stellte zu meiner Freude fest, dass die aktuellen Besitzer zumindest das Dach des Hauses saniert hatten, obwohl es nicht mehr als Bienenhaus genutzt wurde.
Damals war jedenfalls der Wunsch erwacht, auch einmal Bienen zu halten, nach Möglichkeit in so einem schönen Häuschen. Aus Zeitmangel konnte ich mir diesen Wunsch erst mit Austritt aus dem Berufsleben erfüllen. Mit der Aneignung theoretischer Kenntnisse über die Bienenhaltung merkte ich auch wie viel Zeitaufwand mit diesem Hobby verbunden ist. Dieser Aufwand konzentriert sich hauptsächlich auf die Monate April bis Ende August, also auch in der schönsten Urlaubszeit. Die Anschaffung der erforderlichen Ausrüstung und der Gerätschaften ist kostenintensiv und muss gut überlegt sein und man kann es sich dann nach ein paar Monaten nicht einfach anders überlegen. Meine Frau konnte ich mit meiner Begeisterung für die Bienenhaltung anstecken und so hatte sie großes Verständnis und wurde für mich immer mehr zu einer großen Hilfe.
Das intensive Lesen von empfohlenen Fachbüchern hat mich weiter bestärkt, mit der Bienenhaltung zu beginnen. Da merkte ich erst, wie wenig man über die für unsere Umwelt so wichtigen Bienen weiß. Wie mir von anderen Imkern bereits gesagt wurde, ist jedes Bienenjahr anders, hauptsächlich von der Witterung bestimmt, aber auch viele andere Faktoren spielen eine Rolle. Und da hatten sie recht.
Aber jedes Jahr Beschäftigung mit den Bienen bringt neue interessante Beobachtungen und Erfahrungen mit sich. Das Beobachten der Bienen am Bienenstand mit dem vielfältigen Summen (im Sommer leben in einem Volk ca. 30.000 bis 50.000 Bienen) wirkt unheimlich beruhigend und ist einfach faszinierend. Ich beobachte seither die gesamte Natur noch viel intensiver. So stelle ich fest, dass wilde Bienenweiden immer seltener werden. Der Löwenzahn z.B. wird auf den Wiesen mit Herbiziden totgespritzt und wenn schon mal ein Rapsfeld in der Nähe blüht, muss man darum bangen, dass die eingesetzten Spritzmittel nicht die Bienen schädigen. Leider kommt man heute wohl nicht mehr ohne diese Mittel aus.
Dabei sind gerade die Bienen für die Bestäubung der Pflanzen so wichtig.
In und um unserem Dorf gibt es zum Glück immer noch eine gewisse Vielfalt an wilden Pflanzen und Bäumen, die von den Bienen genutzt werden können. Zusätzlich ließ ich einen Blühstreifen aus bienenfreundlichen Sträuchern und Bäumen anlegen um das Nahrungsangebot für die Bienen noch weiter zu verbessern.
Ich bin jetzt über 15 Jahre im Cottbuser Imkerverein organisiert und habe 10 Jahre den Lehrbienenstand im Pädagogischen Zentrum für Natur und Umwelt (PZNU) in der Fichtestraße in Cottbus geleitet. Mein Anliegen war es, den Kindern die Welt der Bienen näher zu bringen und ihnen die Angst vor den Tieren zu nehmen. Auch habe ich die Hoffnung, dass sich der eine oder andere Schüler/in einmal mit der Bienenhaltung näher beschäftigen wird.
Gerade für unsere Kinder und Enkelkinder wäre es wichtig, dass sie sich wieder etwas mehr mit der Natur beschäftigen und dafür ist kaum etwas besser geeignet, als die Bienenhaltung. Es wäre schön, wenn sich mehr Jugendliche für dieses Hobby interessieren würden.
Ulli Meier